Als die vier Vereinspräsidenten Henri Schwinnen, Emil Adam, Eugène Lemmer und Bernard Wolff am 22. Februar 1934 in der Amtsstube des in der Hauptstadt residierenden Notars Jean-Michel-Edmond Reiffers die Statuten unterzeichneten, welche die “Fédération des Sociétés philatéliques du Grand-Duché de Luxembourg” aus einer “société de fait” in eine “association sans but lucratif” gemäss dem Gesetz von 1928 umwandelten, hatten sie im ersten Satzungsartikel festgeschrieben, dass die Föderation de facto am Sonntag, dem 16. Juli 1933, in Diekirch gegründet worden war.
Die Gründung anderer Sammlervereine, die auch heute noch eine Rolle spielen, begann erst anfangs der 20er Jahre. Und in jenen Jahren begannen dann auch die Versuche und Fehlstarts zur Schaffung einer Dachorganisation der luxemburgischen Briefmarkenvereine. Es war das Verdienst eines energischen Lehrers, nämlich von Jean-Pierre Heischbourg, dem es mit Durchhaltevermögen und Geschick gelang, nach vier Jahren, von 1931 bis 1934, eine Föderation auf die Beine zu bringen, die im Wesentlichen bis heute nach 85 Jahren dieselbe geblieben ist.
Nach seinen eigenen Worten ergriff Heischbourg die Initiative im Jahre 1931. Im Jahr 1932, auf der Echternacher Ausstellung, war man sich einig, die Vereinspräsidenten zusammenzurufen, zwecks Gründung eines Verbandes. Ab Januar 1933 traten die Vereinspräsidenten regelmässig zusammen und beschlossen zum 16. Juli 1933 eine Ausstellung in Diekirch zu veranstalten, während welcher dann auch die offizielle Gründung der FSPL erfolgte. Die Ausarbeitung der Statuten, gemäss welchen die FSPL als Vereinigung ohne Gewinnzweck konstituiert wurde, verzögerte sich so, dass die Statuten erst im Februar 1934 unterzeichnet werden konnten.
Die Gründung der FSPL war eine Schwergeburt. Während in Diekirch noch sechs Vereine mit dabei waren, werden die im Memorial veröffentlichen Statuten aber nur mehr von vier Vereinspräsidenten unterzeichnet. Einige Monate später trat dann ein fünfter Verein hinzu.
Zur Gründung der FSPL waren 1933 folgende Gründe geltend gemacht worden: 1. Ein nationaler Verband würde zur Valorisierung unserer Briefmarken beitragen. 2. Der Zusammenschluss der Vereine wäre eine Verwirklichung der Devise „L’Union fait la force“. 3. Die Existenz eines Nationalverbands erlaube die Mitsprache auf internationaler Ebene, also in der FIP.
Doch schon vor der Unterzeichnung der Statuten, hatte die FSPL den Antrag auf die Aufnahme in die “Fédération Internationale de Philatélie” FIP gestellt, und zwar im Januar 1934. Im Jahre 1934 zählte die FSPL also vier beziehungsweise fünf Vereine mit rund 500 Mitgliedern. Damals zählte allerdings die „Union des Timbrophiles“ (UTL) allein schon 390 angeschlossene Mitglieder. Ende des Jahres 1939 finden wir in der FSPL sieben Vereine mit insgesamt 750 Mitgliedern. 1936 war die Zahl der Vereine auf 14 angestiegen mit etwa 2500 Mitgliedern. Heute im Jahr 2019 zählt die FSPL 1300 zahlende effektive Mitglieder, die sich auf 30 Vereine verteilen.
Inzwischen hatte sich auch die Strukturen der Vereine verändert. Früher gab es nur Lokalvereine, die aber auch Tauschvereine waren und regionale oder internationale Verbindungen pflegten. Später traten dann Vereinigungen auf, die sich religiös oder korporativ oder nach einem bestimmtem spezialisierten Sammlungsziel ausrichteten. Inzwischen ist übrigens manche Vereins- und Sammlungstätigkeit auf Verbandsebene koordiniert worden. Heute hat die FSPL fünf Kommissionen und zwar für traditionelle Philatelie, Postgeschichte, Ganzsachen & Aerophilatelie; für thematische Philatelie; für Maximaphilie; für Jugendphilatelie und eine “Commission d’Etudes”.
Block zum 75.
Jubiläum der FSPL
Block zum 80.
Jubiläum der FSPL
Die Strukturen der FSPL haben sich seit der Gründung verändert. Bis in die Nachkriegszeit hinein war der Generalrat das eigentliche richtungsweisende Gremium und nicht der Kongress. Ab Mitte der 50er Jahre verlagerte sich dann ein grosser Teil der Verbandsebene auf verbandseigene Kommissionen, von sehr unterschiedlicher Mitgliederzahl und Arbeitsweise.
Ein eigenes Verbandsorgan hatte die FSPL von 1939 bis 1940 und in den Jahren 1946 und 1947. Die Lage änderte sich erst nachdem die FSPL ab 1954 den Moniteur du Collectionneur von der UTL übernahm, eine Zeitschrift, die schon in den Jahren 1891 bis 1910 bestanden hatte und damals zeitweilig internationales Ansehen genossen hatte, und die 1948 wieder erneuert worden war.
Einen festen Sitz erhielt die FSPL erst mit der Eröffnung des Foyer de la Philatélie am 25. Oktober 1966. Das erleicherte ungemein die Verwaltung und die Organisation von Veranstaltungen des Verbandes. Der Erwerb des Foyer de la Philatélie war aber nur dank der Bereitschaft der Postverwaltung und durch den Reinerlös aus der internationalen Briefmarkenausstellung Melusina des Jahres 1963 ermöglicht worden.
In der gesamten Vorkriegszeit war es der FSPL nicht gelungen, alle Vereine unter einen Hut zu bringen. Dann kamen die Kriegsjahre und die Auflösung der FSPL durch die Besatzungszeit. Zuletzt wurde Luxemburg in den grossen, auch auf internationaler Ebene ausgetragenen Verbands- und Sammelrichtungsstreit einbezogen, in den Jahren 1958 bis 1962.
Vorstand der FSPL 2017
v.l.: Josy Kriesten, Mitglied, Francy Krack, Vizepräsident Süden, Jeannot Piron und Guy Jungblut, Mitglieder, Jos Wolff, Präsident, Andrée Trommer, Vizepäsident Zentrum, Claude Feck, Vizepräsident Norden, Winfried Schwickert, Mitglied, Pail Oé, Ehrenmitglied.
Fehlt auf dem Bild: André Weber, Mitglied
Nach der Kehrseite der Medaille wollen wir aber auch verschiedene Leistungen und Höhepunkte festhalten. Auf Veranlassung des FIP Präsidenten P.J. Maingay, eines Belgiers, findet 1936 in Luxemburg der 11. FIP-Kongress statt, gleichzeit mit der ersten international ausgerichteten Ausstellung der FSPL, im Palais Municipal in Luxemburg-Stadt. Durch diesen Kongress wurde das alljährliche Abhalten eines „Tags der Briefmarke“ befürwortet, so dass seither Luxemburg als „Geburtsstadt des Tags der Briefmarke“ gilt. Es folgten die grossen internationalen Ausstellungen von 1952 „100 Jahre luxemburgische Briefmarken“, 1963 “Tausendjahrfeier der Stadt Luxem- burg“, 1969 die erste der FIP Weltjugendbriefmarkenausstellungen „Juventus 1969“, 1978 die Weltjugendausstellung „JUPHILUX 1978“, 1988 die Weltjugendausstellung „JUVALUX 1988”, 1998 die Weltausstellung für Jugendphilatelie und Postgeschichte „JUVALUX 1998“ und 2012 die Ausstellung “Schätze der Philatelie”, wo philatelis- tische Kostbarkeiten aus den Sammlungen Ihrer Majestät Königin Elisabeth II von England gezeigt wurden. Es war vor allem auf dem Gebiet der Erziehung der Jugend zum Briefmarkensammeln, dass die FSPL eine beachtliche Leistung vollbracht hat, wie es denn auch die vier Weltjugendausstellungen beweisen.
Selbstverständlich waren diese Ausstellungen, die Luxemburgs Ansehen in der inter- nationalen Philatelie stärkten, nicht ohne die Hilfe der Postverwaltung möglich gewe- sen, die übrigens schon die Patenschaft bei der FSPL-Gründung übernommen hatte, durch die Herausgabe von zwei Flugpostmarken.
Seit der ersten Nachkriegsjahre haben FSPL-Verantwortliche viele Funktionen in der FIP ausgeübt, vor allem in den Jugend-, Thematik- und Maximaphilie-Ausschüssen. Zwei Luxemburger waren FIP-Präsident – Dr. Léon Pütz und Jos Wolff, RDP, Gene- ralsekretär waren Charles Rousseau, und seit 2008 Andrée Trommer-Schiltz.
Am 4. und 5. Juni 2014 fand die Multilaterale Verbändetagung in Schaan (Liechten- stein) statt, der folgende Länder angehörten: Deutschland, Österreich, Schweiz, Niederlande und Liechtenstein. Auf der Tagesordnung stand unter anderem die Aufnahme des luxemburgischen Briefmarkensammlerverbandes (FSPL) zu den Multilateralen Verbänden. Die FSPL wurde einstimmig aufgenommen. 2019 finden am 6. und 7. November die Sitzungen der Multilateralen Verbände, sowie vom 8. bis 10. November 2019 die Rang 1 Ausstellung der Multilateralen Verbände für alle Ausstellungsklassen in den Ausstellungshallen auf Kirchberg statt.